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    1713 die erste Vollbibel aus Halle

    Canstein-Bibel von 1713

     

     

    Die erste Vollbibel aus Halle

     

    1710 wurde die Bibelanstalt in Halle gedruckt (die spätere sog. Cansteinsche Bibelanstalt).

     

    1712 erscheint das erste Neue Testament (noch im klassischen Verfahren gedruckt).

     

    1713 folgt die erste Haus-Bibel im grösseren Format mit dem gesamten Alten und Neuen Testament (Vollbibel).

    Nachdem genügend Blei angeschafft worden war, folgt 1717 die erste Vollbibel im stehenden Satz!

    Bis zum Tode Cansteins 1719 sind rund 100.000 Neue Testamente und 80.000 Vollbibeln erschienen. Der Verkaufspreis war unschlagbar günstig: 2 Groschen für das Neue Testament und 6 Groschen für die Vollbibel (auf heute umgerechent ca. 1 EUR bzw. 3 EUR / bzw. die Vollbibel kostette so viel, wie seiner Zeit ein Paar Damenschuhe.)

    Freiherr Carl Hildebrand von Canstein (* 4. August 1667 in Lindenberg bei Beeskow; † 19. August 1719 in Berlin) war brandenburgischer Hofbeamter und Stifter der Cansteinschen Bibelanstalt, der ältesten Bibelgesellschaft der Welt.

    Carl Hildebrand wurde als Sohn des Hofkammerpräsidenten Raban von Canstein und dessen Frau Hedwig, geb. von Kracht, geboren. Nach dem „Studium juris historicum et politicum“ an der Universität Wittenberg promovierte er 1687 in Frankfurt (Oder) zum Dr. jur.

    Nach einer anschließenden zweijährigen Grand Tour durch Holland, England, Frankreich, Italien und Österreich wurde Carl-Hildebrand 1688 nach dem Tod des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, besser bekannt als Großer Kurfürst, nach Berlin zurückgerufen. Dort schlug er zunächst die Laufbahn eines Hofbeamten ein. Den Hofdienst ablehnend wurde er später Soldat und 1692 als Offizier nach Flandern geschickt (Pfälzischer Erbfolgekrieg), wo er an der Amöbenruhr erkrankte. Auf dem Krankenbett gelobte er, sein Leben der Verbreitung der Heiligen Schrift zu widmen, wenn er überlebe.

    Nach seiner Genesung lernte Carl Hildebrand 1694 den großen Theologen und Vordenker des Pietismus, Philipp Jakob Spener kennen, dessen finanzieller Förderer er wurde. Die Diskussionen mit Spener bestimmten sein theologisches Weltbild. Über Spener lernte Carl Hildebrand später auch August Hermann Francke kennen, dessen Freund er wurde (Ihr umfangreicher Briefwechsel ist in Buchform veröffentlicht). Francke baute in Halle an der Saale ein diakonisches Zentrum auf, die später so genannten Franckesche Stiftungen zu Halle.

    Von Francke inspiriert beschloss Carl Hildebrand, sein Vermögen für den Aufbau einer Bibelgesellschaft in Halle zu verwenden. Die 1710 gegründete Bibelanstalt ist die älteste Bibelanstalt der Welt und trägt bis heute den Namen Cansteinsche Bibelanstalt. Ziel war es, Bibeln als „Massendruck“ möglichst preiswert herstellen zu können (siehe auch „Stehender Satz“), um das Studium der Heiligen Schrift in deutscher Sprache auch weniger wohlhabenden Menschen zu ermöglichen. So kostete das Neue Testament 2 Groschen (ca. 1 Euro), eine Gesamtausgabe war schon für 6 Groschen (ca. 3 Euro) zu haben – ein buchhändlerischer Gewinn wurde nicht erzielt. Zu Lebzeiten Carl Hildebrands wurden zusammen 180.000 Bibeln und Neue Testamente gedruckt und verbreitet, bis 1800 stieg diese Zahl auf 2,7 Millionen Exemplare.

    Carl Hildebrand starb am 17. August 1719 und wurde in der Marienkirche in Berlin am Alexanderplatz beigesetzt, wo heute eine Gedenktafel an ihn erinnert. Da er kinderlos blieb, vermachte er sein nicht unbeträchtliches Vermögen, seine märkischen und brandenburgischen Güter sowie seinen Anteil an Herrschaft und Schloss Canstein im Sauerland seiner Stiftung.

    Quelle: 1713 – Die erste komplette Bibel aus Halle